Time's Up und Resilienz
Es gibt mehr als einen Grund, warum es Time's Up nicht mehr geben könnte. Nicht mehr geben dürfte. Doch es ist, wie Wilhelm Busch so wunderschön in *Max und Moritz* gereimt hat: *Jeder denkt: "Die sind perdü!" Aber nein! Noch leben sie!* Ein eigenartiges Gemisch aus harter Arbeit, der Hilfe von Freunden, bescheidenen Ansprüchen, einem großen Arbeitspensum, Glück und noch mehr Glück hat die Tanks des Freibeuterschiffs immer wieder aufs Neue gefüllt. Der Wind bauscht die Segel, und selbst wenn hin und wieder Flaute herrscht – die Fahrt geht weiter.
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Eine gehörige Portion *Bloodymindedness* gehört zum Spirit der sturmerprobten Crew. Das heißt, die Dinge eben nicht so akzeptieren wie sie sind (oder scheinen), sondern unbeeindruckt weiterzumachen und auch gegen den Wind zu segeln. Dazu braucht es keine Durchhalteparolen. Wetterfestigkeit ist Teil der genetischen Grundausstattung von Time's Up. Etwaige individuelle Durchhänger werden von der Hafengesellschaft aufgefangen, die sich ihrerseits gerne vom persönlichen Hoch einzelner Mitglieder beflügeln lässt.
Als Ganzes weiß das Kollektiv sehr wohl um den Unterschied von Beharrlichkeit und Starrsinn: Die Fähigkeit zur Kurskorrektur und zur Veränderung hat schon oft genug die Kollision mit treibenden Eisbergen oder das Aufgrundlaufen in seichten Gewässern verhindert. Allerdings ohne dass dabei jemals die Ansprüche sich selbst gegenüber über Bord gegangen wären.
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Das Glück lässt sich so nicht zwingen, und wahrscheinlich gerade deshalb lässt es sich immer wieder gerne im Hafen nieder. Dort findet es nämlich ein über die Jahre gewachsenes Wissen, eine bunte technische Ausstattung und die Art von Haltung, die ihm die Sicherheit gibt, dort willkommen geheißen zu werden und Gutes zu bewirken. Wer möchte, kann auch Karma wirken sehen. Sein Wesen erklärt der zeichnende Philosoph Janosch in einem knappen Satz: *Dir geschieht, was du bist.*
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Apropos Haltung: Außer Optimismus und *Bloodymindedness* kultiviert die Bordbesatzung auch ein gesundes Misstrauen. Zum Beispiel gegen das Personal an den wichtigsten Schaltstellen in den großen Systemen. Niemand im Hafen will so recht an die dort dringend erforderliche Balance zwischen Vernunft und Dummheit glauben. Ähnlich groß sind die Vorbehalte gegen den neoliberalen Geist der Optimalität (*optimality*(), der inzwischen nicht nur das Finanzsystem und die industrielle Fertigung beherrscht, sondern sich überall anders bis in die Ideale der Persönlichkeitsentwicklung hinein breitgemacht hat. Doch die Just-in-time-Systeme sind fragiler als sie wirken. Ein kleine Panne nur, und alle Dominosteine in der Prozesskette kollabieren; ein mittlerer Vulkanausbruch, und der Flugverkehr wird eingestellt.
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Das Vertrauen von Time's Up gehört möglichst physischen, stabilen und robusten Systemen. Technik muss funktionieren, es reicht, wenn sie ausreichend ist. Gut genug ist genug, cutting edge ist nicht gefragt. Das Labor im Hafen legt ein beredtes Zeugnis ab: Laptops wie aus der Manufaktur Frankensteins, zusammengebaut aus Teilen von ausgeschlachteten alten Computern und geschenkten Festplatten; eine Fülle liebevoll zu Upcyclingzwecken gehorteter elektronischer und mechanischer Teile; Urban Gardening in umfunktionierten Stahlfässern. Die nächste Krise kann kommen. Aber nur, wenn es unbedingt sein muss.
Time's Up and Resilience
There is more than one reason why Time's Up could exist no longer. Must exist no longer. But it is like Wilhelm Busch's excellent rhyme in *Max und Moritz*: *Jeder denkt: "Die sind perdü!" Aber nein! Noch leben sie!* A unique mixture of hard work, help from friends, modest needs, a large workload, happiness and even more happiness keep filling the tanks of the buccaneer ship. The wind fills the sails and even when the wind is still - the journey continues.
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A healthy portion of *bloodymindedness* belongs to the spirit of the storm-hardy crew. Not accepting things as they are (or as they appear), but carrying on underwhelmed, even if it means sailing hard into the wind. No special motivation is needed. Hardiness to the weather is part of the Time's Up genetic tool kit. Any downturn in attitude is picked up by the crew in the harbour who are only to happy to pass on their personal high to lift up other members of the team.
As a whole the collective are well aware of the difference between perseverance and stubbornness: the ability to adjust the course and make changes has often enough prevented a collision with drifting icebergs or running aground in shallow waters. All the time without the demands on oneself disappearing overboard.
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Happiness is not something you can force, and that is probably why it keeps returning to the harbour. There it finds knowledge that has grown over the years, a colourful range of technical equipment and an attitude that provides security, welcoming and the assurance of having a positive effect. If you want, you can also see karma in action. Its existence is explained by the artist philosopher Janosch in a short sentence: *What happens to you is what you are.*
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Talking about attitude: apart from optimism and *bloodymindedness* the crew also cultivate a healthy portion of mistrust. Against the personnel at the most important switching points in the big systems, for example. Nobody in the harbour wants to believe in the urgently needed balance between reason and stupidity. There are equal measures of misgivings about the neoliberal spirit of *optimality*, which now is not only rife in the financial system and industrial manufacture but has even penetrated the ideals of personality development. However, just-in-time systems are more fragile than they seem. Just a small breakdown is all it takes to collapse the dominoes in the process chain: a medium sized volcanic eruption and air traffic is brought to a standstill.
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Time's Up place their trust in systems that are, as far as possible, physical, stable and robust. Technology has to work and it is enough when it is sufficient. Good enough is enough, cutting edge is not necessary. The laboratory in the harbour has an eloquent testimony: laptops that look like they were made by Frankenstein, assembled using components from cannibalised old computers and donated hard drives; a ton of lovingly hoarded electronic and mechanical parts for upcycling; urban gardening in repurposed steel drums. The next crisis can come. But only if it absolutely has to be.