Linz, AT
*Deutsche Version weiter unten*
20 years after we showed our first piece at ARS-Electronica in 1997 we will be back in the context of the festival as "featured artist" and turn the basement of LENTOS into an experiential possible future.
With Turnton Docklands we try to seduce an audience to imagine a world 30 years ahead. A world which doesn't look good, in which the implications of the careless misuse and manipulation of ecological systems have come home to roost, where a climax disaster appears unavoidable. In opposition we propose that humanity responds to this ecological dystopia with sociopolitical utopic changes.
We find ourselves in the year 2047, in the streets of the harbour of an indeterminate small coastal city somewhere in Europe called Turnton. Pollution levels have boomed, ocean ecosystems have collapsed, the land, the water and the air are filled with poisons emitted freshly or a century ago. Climate change, the result of a decidedly lax response to warnings and evidence, has begun with momentum, weather extremes are commonplace with floods, droughts and the heaviest storms we can imagine. The coastal regions have gone from being the beautiful playgrounds of the rich to dangerous abandoned zones suffering from rotting algae and the decomposing bodies of a few fish in the collapsing ecosystems as jellyfish and slimes take hold.
In Turnton, Time's Up proposes that humanity responds to this ecological dystopia with sociopolitical changes that appear utopic. Starting with a question of how luxury might be defined and perceived three decades from now, we developed a melding of several emergent positive opposition proposals in order to undermine the ecological slide.
That means that we take on the slogan “Change was our only chance” as something serious, that is not just something done by small groups trying to “prove a point” but becomes normal, widespread behaviour. Cooperation replacing Competition, the learnt behaviour of homo economicus moving to homo reciprocans, the cooperative human. A world where the reality denying mantras of neoliberalism and unconstrained growth are replaced by the maxims of mutualism, where free trade is moderated to support crucial social goals without falling into some nationalistic protectionism, where economics is about a better world and a better life.
Economic success undergoes another transformation, with a fair and resource respecting satisfaction of human needs and wants as the primary focus, quality of life and the common wealth as its goals. Sustainability in raw materials, energy and transport, trade, production and work practices orbit around the poles of environmental protection, human rights, distribution fairness and working standards. Thus migration becomes a nonissue, transnational settlement and mobility are normal and well organised, new arrivals are welcomed and included as new neighbours. Not only ecological but also cultural, social and economic diversity is recognised as an asset, nothing is too big to fail and experiments are welcome.
In brief, alternative solutions that had spent the last decades being ridiculed, as being politically, economically or technically utopic, unimplementable or naïve, have gained the upper hand in Turnton.
Without doubt, the image of the docklands and city of Turnton and the surrounding society in this speculative future is incomplete and that is fine: we are not offering a prognosis, only a proposal. We mix and match concepts and signals that we know about with a playful portion of fabulation and poetic speculation in order to obtain a possibility that we find interesting and worth thinking about. We prefer to look into the preferable and not just the pessimistic probable, to imagine a future worth living in, in spite of all that might befall us, a good life for all. We invite an audience to join us in imagining more parts of the incomplete picture.
DEUTSCHE VERSION
20 Jahre nachdem Time's Up dessen erste interaktive Installation 1997 zur ARS-Electronica präsentierte, kehren wir - als featured artist - zurück zum ARS Electronica Festival und verwandeln das Untergeschoss des LENTOS Kunstmuseum Linz für mehrere Wochen in eine erfahrbare Zukunft.
Mit Turnton Docklands verführen wir das Publikum dazu, sich eine Welt in 30 Jahren vorzustellen, zu erforschen und zu interpretieren.
Zeitlich befinden wir uns im Jahr 2047, geografisch bewegen wir uns im Hafenviertel einer am Meer gelegenen, nicht weiter lokalisierten, kleinen Stadt namens Turnton.
Wir wandeln in einer Zeit in welcher die verheerenden Langzeitwirkungen der Umweltverschmutzung und deren einhergehende Erschütterung des Naturhaushaltes den globalen Alltag dominieren. Schadstoffbelastungen und Altlasten vergiften Böden und Gewässer, ganze Ökosysteme kollabieren, Ozeane bedrohen alles Leben mit größer werdenden toten Zonen und umweltbedingte Gesundheitsschäden sowie Todesfälle mehren sich bedenklich. Die bis Mitte der 2020er Jahre politisch immer nur zögerlich bekämpfte globale Erwärmung wütet mit weltweiten Wetterextremen, erheblichen klimatischen Veränderungen und verunmöglicht durch Überflutungen, Dürren und Stürmen samt stetigem Anstieg des Meeresspiegels die Lebensraumnutzung großflächiger Landstriche und Küstengebiete.
Die Folgen der rücksichtslosen Eingriffe der Menschheit in über Millionen von Jahren entstandene, ökologische Systeme treiben diese Welt um Turnton des Jahres 2047 also ihrem desaströsen Höhepunkt entgegen. Was Time's Up diesem Turnton der ökologischen Dystopie jedoch entgegenhält ist eine gesellschaftliche Utopie. Ausgehend von der Frage wie denn Luxus in 30 Jahren aussehen könnte, kontern und unterwandern wir die vorhergesagte Öko-Katastrophe mit der wachsenden Verschmelzung einer Fülle von bereits im Jetzt existierender positiver Gegenpositionen die in den nächsten 30 Jahren einen zivilisatorischen Wandel zum Besseren erlauben.
Das heisst wir wandeln ebenfalls in einer Welt in der die Maxime „Wandel war unsere einzige Chance“ nicht nur von einer Fülle kleiner Initiativen und AktivistInnen skandiert und implementiert wurde, sondern begann die Massen zu bewegen. Wir erlauben eine Welt in der das Streben nach Kooperation die gegenwärtige Gewinn- und Profitsucht überflügelte. Eine, in welcher die lange gepredigten Glaubenssätze des Neoliberalismus gebändigt und das entfesselte Freihandelsregime samt Wachstumsmantra in die Schranken gewiesen wurde, ohne in einen populistischen, nationalen Protektionismus zu münden.
Wirtschaftlicher Erfolg erfuhr eine Umdeutung; hat die faire und ressourcenschonende Bedürfnisbefriedigung von Mensch und Natur im Blick, dient der universell geachteten Lebensqualität und dem Gemeinwohl. Eine der Nachhaltigkeit dienende Rohstoff-, Energie- und Verkehrswende wurde in die Wege geleitet; Handels-, Produktions- und Arbeitsweisen zirkulieren um Massnahmenkataloge für Klima- und Umweltverträglichkeit, Menschenrechte, Verteilungsgerechtigkeit und Arbeitsstandards. Folglich hat auch Migration ihren Schrecken verloren, inter- und transkontinentale Siedlungs- und Reisebewegungen in alle Richtungen wurden zur Normalität, sind gut organisiert und Ankommende werden als neue NachbarInnen in den jeweiligen Gemeinschaften willkommen geheißen und aufgenommen. Kulturelle Diversität wird als Kraft erkannt.
Alternative Lösungsansätze, die teils weit ins vergangene Jahrhundert zurückreichen, jedoch oft noch in den beiden ersten Dekaden des 21. Jahrhunderts mehrheitlich belächelt, als politisch, wirtschaftlich oder technologisch utopisch bis nicht umsetzbar abgetan oder als naiv abgekanzelt wurden, gewannen in diesem Turnton des Jahres 2047 die Oberhand.
Zweifelsfrei, alles in dieser Stadt, in diesem Hafengebiet, in diesem fiktionalen Versuch einer möglichen Zukunft zeigt grossen Mut zur Lücke. Turnton kann, darf und soll nicht das eine fertige, umfängliche Bild einer prognostizierten Zukunft sein. Turnton bündelt und skaliert primär bereits existierende Propositionen. Erlaubt sich, Signale von denen wir gehört und gelesen haben, mit einer spielerisch injizierten Portion Fabulation zu kombinieren und daraus Zukunftsvarianten zu präsentieren, die das Positive hervorheben. Turnton erlaubt sich, den sich breitmachenden Ängsten zu widerstehen und Anstösse für eine mögliche Welt zu bieten in der wir leben wollen. Eine die irgendwann dann tatsächlich das “Gute Leben für alle” zulässt.
Aaron Keller, Albert Förster, Alexander Jöchtl, Alexander Maitz, Alexander Meile, Alois Auer, Anat Stainberg, Andrea Strasser, Andreas Kump, Andreas Mayrhofer, Angela Waidmann, Anna Mendelssohn, Antonia Kriegner, Astrid Benzer, Aurel von Arx, Barbara Hinterleitner, Bastian Dulisch, Bert Estl, Bronwynn Mertz-Penzinger, Caroline Richards, Christian Haas, Christian Leisch, Christian Scheppe, Christian Strasser, Christian Wellmann, Christine Jetschgo, Christof Ebner, Christopher Hüttmannsberger, Daniel Steiner, Die Fabrikanten, Dominika Meindl, Doris Schüchner, Elisa Unger, Elke Doppelbauer, Erika Auer, Florian Kofler, Florian Sedmak, Franz Koppelstätter, Freundinnen der Kunst, Gabriele Deutsch, Georg Holzmann, Gerald Harringer, Giles Tilling, Gitti Vasicek, Gunda Schanderer, Harald Purrer, Hannah Zora Buschek, Hannes Zachhuber, Helga Schager, Inga Hehn, Jan Derschmidt, Jenny Weichert, Joschi Viteka, Jürgen Zauner, Kai Maier-Rothe, KAPU, Katja Seifert, Leo Schatzl, Leonie Reese, Luis Wohlmuther, Lutz Zeidler, Marc Schrögendorfer, Maria Fliri, Marianne Pührerfellner, Mario Habringer, Marion Huber, Markus Zett, Matt Davidson, Matthias Gschaider, Matthias Hack, Maximilian Modl, Memphis Artspace Linz, Michael Smulik, Michael Strohl, Michael Strohmann, monochrom, Nik Hummer, Nina Pieper, Oona Valarie, Paul Schausberger, Pete Hindle, Peter Lozinski, Peter Woy, Philip Huemer, Philipp Pamminger, Pippa Buchanan, qujochoe , Robert Zauner, S. Javid Hakim, Šárka Zahálková, servus.at , Sigrid Cakir, Silke Grabinger, Silke Müller, Stefan Füreder, Steffa Farkashazy, Stephan Rois, super/ifos crew , Susanne Gschwendtner, Tanja Brandmayr, Tanja Lattner, Theun Borssele, Thomas Aschenbrenner, Thomas Latzel, Thomas Leitner, Thomas Maier, Thomas Philipp, Tim Boykett, Tim Weckenbrock, Tina Auer, Ufuk Serbest, Ushi Reiter, Veronika Platz, Wolfgang Gratt