(Deutsch unten)
The sea, the open ocean, claims to be and is often perceived as the last free place on earth. Beyond territorial waters, dreams of freedom flourish; over the horizon, paradise awaits. The Law of the Sea looks at the plights and hopes of refugees, seasteaders, pirates, anarchists, free spirits, rescuers and tax dodgers, all of whom inhabit this mysterious realm beyond the national. What rights, what obligations, what traditions, what community, what else accompanies us across the open ocean?
As 2013 comes to an end and the flow of refugees across the Mediterranean reaches a high point and the dramas and disasters grow, we take some time to look at precisely what is going on, what the foundations of the situation on the oceans are. Since the then-best sea farers of the world inhabited Australia around 50,000 years ago, people have set off across the horizon in search of a better life. Fleeing persecution, poverty, war, genocide, these groups of people, whether religious groups in North America, Polynesians in the Pacific, Dutch settlers in the Cape region, Indian and Indonesian traders across the Indian ocean, Irish, Scottish and English escaping to Australia, Jews in the Third Reich, Taiwanese, Vietnamese, Cambodian, Somalian and so many other groups, feel compelled to up roots and try again. On the other hand, First world migrants drop out and take up residency on small islands, living on boats, in huts, cheaply and freely. The grass is always greener on the other side of the ocean.
It is not just about migration to another country. Micronations such as Sealand, a sovereign state atop an abandoned gunnery tower in the English Channel, are but the forerunner of planned autonomous states that will operate from anchored rafts in sheltered waters. This process of seasteading, the oceanic equivalent of homesteading, of creating living and lived in environments afloat on the ocean, is slowly growing. By taking up a location outside the territorial waters of any country, in so-called International Waters, seasteaders can avoid national laws and create their own legal basis. Such a practice has its roots in the so-called "floating republics" of some of the pirate ships from the late 17th and early 18th century. Each member of the crew signed the articles, the social contract of the ship, the constitution of the republic. A highly democratic system, a new social order.
The legal and cultural culture of such actions and activities are complex as well as complicated. International waters are free spaces for those who practice globalisation from above with ships registered cheaply and globalisation from below by refugees, those who avoid pollution laws with tax free heavy fuel oil, kidnappers and whaling activists, tourists and terrorists.
We invite you to participate in this discussion, for a more humane, open, free and fair oceanic commons.
This series of events is part of TUBA, Future Rewritten and Future Fabulators.
Der Ozean, das offene Meer sind häufig Sinnbilder für die letzten Freiräume dieser Welt. Verheißungsvolle "internationale Gewässer", an deren Ufern und hinter deren Horizont Freiheit, Neubeginn und Paradies warten. Die Programmreihe "Law and Lore of the Sea" beleuchtet diese Versprechungen gleichermaßen wie die Hoffnungen jener Menschen, die das Meer aus welchen Gründen auch immer als Transit-Raum oder flexiblen Siedlungs-Raum betrachten: Flüchtlinge, PiratInnen, RetterInnen, Freigeister oder einfach auch schnöde SteuerhinterzieherInnen – sie alle vereint, dass sie aus unterschiedlichen Beweggründen diese undefinierten Gefilde nationalen Grenzen vorziehen. Welche Rechte also, welche Verpflichtungen, welche Traditionen, welche Gemeinschaft finden sie und wir auf dem Meer?
Auch im Jahr 2013 berichteten Medien von Flüchtlingen und toten Menschen vor europäischen Küsten, die menschlichen Tragödien erreichten in diesem Jahr – zahlenmäßig betrachtet – einen negativen Höhepunkt. Wir werfen einen genauen Blick auf die Grundlagen und Ursachen dieser Berichte, die in Massenmedien oft unabhängig von Kontext und geschichtlichen Hintergründen aus "sicherer" Distanz als "Flüchtlingstragödien" beschrieben werden. Und wir betrachten die lange Geschichte der Völkerwanderungen über das Meer, seit vor 50.000 Jahren die damaligen weltbesten Seefahrer begannen, sich in Australien anzusiedeln – stets auf der Suche nach einem besseren Leben, stets auf der Flucht vor Armut, Krieg, Genozid, Verfolgung. Ob Nordamerikaner, die über den Pazifik flohen, niederländische Siedler, die sich in der Kap Region niederließen, indische und indonesische Händler, die im indischen Ozean auf der Suche nach neuen Märkten kreuzten, irische, schottische und englische Siedler, die nach Australien auswanderten, Juden aus Europa, die vor und nach dem zweiten Weltkrieg per Schiff nach Palästina flohen oder Menschen in Somalia, Vietnam und Kambodscha - alle hatten und haben gute Gründe und sahen und sehen sich gezwungen zu fliehen, und diese Flucht notfalls wieder und wieder zu wagen. Auf der anderen Seite aber diskutieren und betrachten wir auch das Phänomen der "Erste-Welt-Migration", Menschen, die freiwillig ihre Häuser, ihren Wohlstand und ihre Sesshaftigkeit hinter sich zu lassen und sich dazu entscheiden, lieber in Hütten auf Inseln oder überhaupt auf ihren Schiffen zu leben. Auf der anderen Seite des Ozeans ist das Gras schließlich immer grüner.
Die Reihe aber behandelt nicht nur Migration von einem Staat in einen anderen. Mikronationen wie das "Fürstentum Sealand", errichtet auf einer ehemaligen militärischen Seefestung knapp 10 Kilometer vor der Küste von Suffolk in Großbritannien können als Vorreiter von autonomen Staaten betrachtet werden, deren "Begründer" von verankerten Plattformen mitten im Meer aus operieren. Diese Ausdehnung von Begriffen wie "Eigenheim" oder "Siedlung" vom festen Boden auf die Meere gewinnt langsam an Bedeutung. Indem sie diese verlassenen Festungen oder Plattformen außerhalb nationaler Seegrenzen einnehmen und bewohnen, entgehen diese Meeres-Siedler auch nationalen Gerichtsbarkeiten und Gesetzen, können eigene Regeln und Gesetze erlassen, eigene Grenzen von Legalität definieren. Diese Vorgangsweise ist übrigens nicht neu: sie hat ihre Wurzeln in der durchaus gängigen Praxis so genannter "schwimmende Republiken", die Piraten des 17. und 18. Jahrhundert auf ihren Schiffen errichteten. Jedes Schiffmitglied akzeptierte mittels Unterschrift die Regeln, Verträge und eine Art von Verfassung, nach denen diese Republiken funktionierten. Ein im Übrigen sehr demokratisches System mit bis dahin unbekannten Sozialleistungen.
Die rechtlichen und kulturellen Grundlagen derartiger Aktivitäten sind gleichermaßen komplex wie kompliziert. Denn: internationale Gewässer sind Freiräume für alle, sowohl für Globalisierungsgegner wie –befürworter, skrupellose Reedereien und Unternehmen, die ihren Müll ins Meer kippen wie Umweltschützer, Walfänger wie Walfanggegner, Touristen wie Terroristen.
Wir laden Sie ein, in diese Auseinandersetzung einzusteigen, mit uns über das "Gemeingut" Ozean und humane, offene, freie und faire Zugänge zu diskutieren.
Diese Veranstaltungsreihe ist Teil von TUBA, Future Rewritten und Future Fabulators.